TVO

Timo Roll: Das Gesicht des TV Oberkirch

Mit seinen fast 38 Jahren ist der Linkshänder nach wie vor einer der Leistungsträger beim Handball-Südbadenligisten aus dem Renchtal.

Zwei Sekunden sind noch zu spielen, der TV Oberkirch liegt mit einem Tor hinten. Der letzte Pass wird zu Timo Roll gespielt, der im halbrechten Rückraum energisch hochsteigt und aufs kurze Eck feuert. Doch diesmal kann der Routinier sein Team nicht retten. Torwart Vincent Wußler hat die Ecke geahnt und sichert dem HGW Hofweier den knappen 23:22-Sieg in der Oberdorfhalle.

Ähnliche Szenen wie die vom Samstagabend haben sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten bei Partien der Renchtäler reihenweise abgespielt, sehr oft allerdings mit erfolgreichem Ausgang. Timo Roll ist auch mit fast 38 Jahren noch einer der Leistungsträger im Südbadenliga-Team seines Heimatvereins – oder, wie es Trainer Daniel Kempf auf den Punkt bringt: „Er ist das Gesicht des TV Oberkirch.“

Vater zweier Töchter
Schon öfters hat Roll das Wort „Rücktritt“ in den Mund genommen, aber die Handball-Leidenschaft war dann doch zu groß. „Ich fühle mich fit, mir macht es immer noch wahnsinnig Spaß. Handball ist einfach ein mega Sport“, sagt der Vater zweier Töchter (3 und 1) und blickt von Saison zu Saison: „Solange ich Lust verspüre, der Körper mitmacht und auch das private Umfeld, werde ich schauen was sich ergibt.“

Das grüne Trikot seines Heimatvereins hat ihn durch seine gesamte Handball-Karriere begleitet. Einzige Ausnahme waren die zwei A-Jugend-Jahre, die er beim TuS Schutterwald verbracht hat. „Wir sind dort unter Martin Heuberger deutscher Vizemeister geworden, haben im Endspiel vor 1200 oder 1300 Zuschauern in der Hanauerlandhalle gegen den SC Magdeburg gespielt. Das sind natürlich ganz besondere Erinnerungen“, so Roll. Im zweiten Jahr holte ihn Chris Armbruster auch in die erste Mannschaft des TuS, bevor der Linkshänder nach Oberkirch zurückkehrte.

Oberliga-Aufstieg 2014
Dort ging es von der Landesliga zunächst sogar abwärts in die Bezirksklasse, aber nach zwei Aufstiegen kamen die Renchtäler 2007 in der Südbadenliga an. Einmal musste man noch runter, kehrte direkt zurück und feierte 2014 mit dem Oberliga-Aufstieg den größten Erfolg der Vereinsgeschichte. Unter Trainer Manfred Derr war Timo Roll der absolute Leistungsträger, wurde mehrfach Torschützenkönig in der Südbadenliga und dann auch in der Oberliga. „Das war eine supercoole Erfahrung, auch wenn der Sprung in die Oberliga wirklich riesig ist“, erinnert sich Roll.

Es war ein Ereignis außerhalb der Halle, das zur bittersten Stunde seiner Karriere wurde. „Der Tod von Harald Fies hat uns damals so richtig aus der Bahn geworfen. Er war der Macher des TVO und auch so etwas wie mein Mentor“, sagt Roll über den Handball-Abteilungsleiter des Vereins, der im Februar 2015 mit nur 52 Jahren überraschend verstarb. Danach gewannen die Oberkircher nach einer ordentlichen Hinrunde nur noch zwei Oberliga-Spiele und stiegen ab.

Freiheiten vom Trainer
Dass Roll mit fast 38 noch auf hohem Niveau spielen kann, ist durchaus außergewöhnlich. „Ich habe selbst mal durchgeschaut, es gibt aus meinem Jahrgang oder älter kaum noch einen Feldspieler in der Südbadenliga“, lacht er und ist froh, dass er bisher ohne größere Verletzungen durch die Karriere gekommen ist: „Da war mal ein Anriss im Außenmeniskus, ein Bänderanriss oder Muskelfaserriss, aber zum Glück nichts dramatisches.“ Sein notwendiges Trainingspensum kennt er selbst am besten. Trainer Kempf weiß genau, wie wichtig Roll als Führungsspieler der jungen Mannschaft ist und lässt ihm auch die Freiheit, montags gelegentlich die gemeinsame Übungseinheit auszulassen und individuell zu trainieren. „Da sind wir in einem guten Austausch und vertrauen uns“, berichtet Roll der beruflich im Bereich Sanitär/Heizung im Außendienst tätig ist.

Und wenn die Karriere dann doch mal irgendwann vorbei ist? „Ich habe noch keine konkreten Pläne“, sagt er, angesprochen auf eine mögliche Trainertätigkeit: „Vielleicht übernehme ich auch eine andere Funktion im Verein oder mache erst mal gar nichts.“
Bis dahin ist aber im besten Fall noch etwas Zeit und die Gelegenheit, mit seinen Toren dem TVO noch viele Punkte zu retten.

Quelle: Mittelbadische Presse, Autor: Marcus Hug

Link: https://handball.bo.de/

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